Von "papi" Helmut
Un grand MERCI à mon père pour son bel article et sa visite à Monastir du 10 au 24 janvier dernier. Cela fait longtemps que j'ai publié un article en allemand, donc celui-ci est spécialement consacré à ma petite famille et tous nos amis en Allemagne.
Reise nach Tunesien - MONASTIR - Golf von Hammamet
1. Die Anreise
Die Air France AF1817 bringt mich von CGN Köln-Bonn nach CDG Paris - Terminal 2G - und die AF1784 von CDG Paris - Terminal 2F - nach TUN Tunis - Flughafen Karthago. Um 21:45 h besteige ich dort mein Taxi - Peugeot 504 - mit zwei Chauffeuren nach MONASTIR zum MARINA CAP (170 km für 10,80 € (!) gebucht - auf Empfehlung meiner Tochter Martina - über www.a2btransfers.com).
Die Fahrt durch die tunesische Nacht ist ein Erlebnis: gefahren wird hier bei zweispurigen RN offenbar so, dass man den Mittelstreifen zwischen den Rädern hat. Das gilt auch für LKW wie auch auf der Autobahn. Nähert sich ein Fahrzeug einem Vorausfahrenden, wird die Hupe / Lichthupe benutzt, evtl. auch mehrmals. Der Fahrer des vorausfahrenden Fahrzeugs wechselt anscheinend nur widerwillig auf die rechte Spur, um nach dem Überholvorgang sofort wieder die ursprüngliche Position einzunehmen - natürlich macht das auch mein Haupt-Chauffeur. Ich habe bei der Ankunft meinen Schwiegersohn danach Philippe gefragt. „Das ist das in Tunesien neu entwickelte Straßenleitsystem, es orientiert sich an der binären Schwarz-Weiß-Folge des unterbrochenen Mittelstreifens“ meint er scherzhaft. Realiter ist es wohl so, dass die Straßen im Mittelbereich weniger Schlaglöcher haben.
Und noch etwas: viele Fahrzeuge haben in der Nacht kein Rücklicht, zum Ausgleich haben manche zusätzlich auch kein Frontlicht - spannend.
Im MARINA CAP um 23:45 h gut angekommen, bringen mich die Franzosenkinder in ein wunderbares Hafenappartement, das Freunden von Martina und Philippe gehört. Nach einer angenehmen Nachtruhe sind wir am Morgen alle bei den Eltern von Philippe - Marie-Jeanne und François - in deren Appartement direkt am Schiffskai zum Frühstück eingeladen. Von diesem Augenblick an fühle ich mich im Hafen von MONASTIR wie zu Hause bei den Franzosenkindern. Das ist der Start in einen wunderbaren Urlaub - wie Gott in Frankreich.
2. Der Hafen MARINA CAP von MONASTIR
Der Yacht-Hafen MARINA CAP von MONASTIR wirkt sehr gepflegt und sauber - und er ist randvoll gefüllt mit vielen, unterschiedlich großen und unterschiedlich prächtigen Schiffen, die hier ihre Winterpause einlegen. Man kann es spüren: Schiffe und Besatzung genießen das milde Klima und die Ruhe an diesem friedlichen Ort.
Und hier liegt auch das Segelschiff meiner Franzosenkinder - ptithom3 - 9,6 m lang und 3,2 m breit. Wenn man es nicht erlebt hat, glaubt man es nicht: der Platz reicht für 5 Erwachsene und 7 Kinder - wenn es etwas zu feiern gibt. Philippe hat das Schiff mit viel Liebe und Geschick so ausgestattet, dass es die Ansprüche einer vierköpfigen Familie voll erfüllt und sich alle wohlfühlen.
Und wenn Martina mit Nicolas montags bis freitags von 9:00 h bis 12:00 h Schule macht, verwandelt sich das Schiff in ein Klassenzimmer mit allen erforderlichen Arbeitsmitteln vom Computer bis zu den Malstiften. Ich habe den Eindruck, dass Nicolas in dieser Schiffsschule in einem halben Jahr mehr gelernt hat, als in einem ganzen Jahr in einer französischen École.
Nicolas und Timéo fühlen sich im Hafen sehr wohl: es gibt viele Gleichaltrige aus allen Nationen, mit denen sie ohne Sprachbarrieren spielen können - im Hafenbereich, auf den Schiffen der Freunde und auf dem eigenen Schiff. Und es gibt sogar eine Künstler-Werkstatt, Nicolas erlernt hier die Aquarell-Technik und macht große Fortschritte.
Vom Hafen aus kommt man zu vorgelagerten kleinen Halbinseln - für die Jungs ein Spielfeld, das sie immer wieder auf neue Ideen bringt.
Und am Sonntagmittag treffen sich die Skipper von MARINA CAP - bis zu 50 Männer, Frauen und Kinder - auf einem großen Platz im Hafenbereich, stellen Tische und Bänke auf und essen und grillen zusammen - jeder bringt etwas für sich und für die Gruppe mit - für mich ein wunderbares Highlight. Hier fließen dann die neuesten Nachrichten von den Weltmeeren in allen Sprachen zusammen und es wird auch Politik gemacht.
3. SHADOW-Törn auf dem Mittelmeer
Im Hafen von MONASTIR gibt es ein Schiff, das sich von allen anderen abhebt: 32 m lang, 48 m Masthöhe, Material: Carbon, Motor: John Deere mit 375 PS (im Schiff wasserdicht gekapselt), Wert: 12 000 000 $, Name: SHADOW. Ein reicher Russe hat es bauen lassen und es befindet sich noch in der Testphase. Es wird betreut von zwei Skippern: Rick aus England und Joseph aus der Tchechischen Republik. Wenn dieses „Objekt der Begierde“ zu einer Testfahrt ins Mittelmeer ausläuft, werden zusätzlich noch drei weitere Skipper benötigt - einer davon ist immer mein Schwiegersohn Philippe, … und ich habe es erleben dürfen: er gehört zu den erfahrensten und umsichtigsten Segelschiff-Skippern.
An einem wunderbaren, sonnigen Tag haben wir - Martina, Nicolas, Timéo und Opa Helmut - die Gelegenheit, einen Segeltörn mit SHADOW auf dem Mittelmeer zu erleben - für mich ein Ereignis der besonderen Art. Philippe ist einer der fünf Hauptskipper und damit sind wir alle in guten Segel-Händen.
Das Auslaufen aus dem Hafen nimmt über eine Stunde Zeit in Anspruch - trotz der 375 John Deere - PS, angefangen vom Lichten des Hauptankers, über das Einholen der riesigen Befestigungstaue bis zu den schwierigen Wendemanövern im Hafen.
Nach dem Hissen des 180 000 $ Carbon-Hauptsegels mit über 200 m² Segelfläche bringt uns Skipper Philippe hart an den Wind und wir erreichen zeitweise Geschwindigkeiten von bis zu 9,5 Knoten, die Bugwellen brechen sich in Höhe des Decks - ein „berauschendes“ Gefühl. In ruhigem Gewässer übernimmt dann (unter Anleitung von Philippe) Tina das Ruder, das einen Durchmesser von 1,4 m hat. Und Papa Helmut ist stolz auf seine Tochter, die ihren Segelschein im Alter von 17 Jahren auf dem Laacher See erworben hat.
Für die Jungs ist SHADOW eine riesige Spielfläche: 30 m über Deck, 30 m unter Deck und das in beide Richtungen. In den vielen Räumen und Bädern unter Deck kann man wunderbar Verstecken spielen - von Seekrankheit keine Spur.
An den mitgeführten Angelhaken beißt nach drei Stunden Fahrt tatsächlich ein mittelgroßer Fisch an. Skipper (und Koch) Joseph richtet daraus in der Bordküche köstliche Happen und die Bordmannschaft ist begeistert. Das ist für uns alle der wohl „teuerste“ Fisch unseres Lebens.
Beim Einlaufen in den Hafen steht der australische Skipper Jim neben mir und fragt: „Willst Du Deiner Tochter Martina nicht dieses traumhafte Schiff schenken?“ Meine Antwort: „Da hätte ich bei Christi Geburt mit dem Sparen beginnen müssen.“
Begleitet wird SHADOW im Hafenbereich von der GARDE NATIONALE - es ist auch für die Ordnungshüter etwas Besonderes, im „Schatten von SHADOW“ zu sein.
4. Das Hotel DELPHIN RIBAT
Martina hat für mich ein wunderbares Zimmer - Südseite mit Balkon - im DELPHIN RIBAT direkt am Meer ausgesucht, per pedes 700 m zum Hafen MARINA CAP.
Nach der Vorstellung durch die Franzosenkinder ist für mich alles wie ein Heimspiel - das Hotelpersonal kennt Martina und die beiden Blondköpfe Nicolas und Timéo gut, weil die drei hierher oft zum Schwimmen kommen. Und so gehört der „grand-père“ ab sofort dazu.
Und die Jungs wissen es schon seit langem und tragen es mit Contenance: einem Araber bringt es Glück, wenn er einen Blondschopf berührt - manche Hotelmitarbeiter erhaschen an einem Tag bei Nicolas und Timéo fünf Glücksbringer.
Alle fühlen sich in diesem Haus sehr wohl: die Jungs in meiner Badewanne - die fehlt nämlich in der sonst gut ausgestatteten Sanitäranlage im Hafen - der „grand-père“ genießt die Freundlichkeit des Personals und die Technikausstattung einschließlich WLAN, die Küche ist tunesisch und gut: wir haben oft im DELPHIN RIBAT alle zusammen gegessen und gespielt - wie Gott in Frankreich.
5. EL JEM
EL JEM (röm.: Thysdrus) ist eine kleine Stadt mit ca. 15 000 Einwohnern etwa 90 km südlich von MONASTIR. Hier entstand in der Römerzeit das drittgrößte Kolosseum - das größte außerhalb Roms - mit einem Fassungsvermögen von 35 000(!) Menschen. Es ist heute das besterhaltene und restaurierte Kolosseum überhaupt und gehört seit 1979 zum Weltkulturerbe. Es wird mehrmals jährlich genutzt für große Konzerte und Festivals und bietet eine atemberaubende Kulisse.
In dieser Stadt gibt es außerdem ein archäologisches Museum, in dem u.a. riesige Boden- und Wandmosaike zu bewundern sind.
Weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/El_Djem
Genau so spannend wie die Gladiatorenkämpfe der Römer waren die Kletterspiele der Jungs im Amphitheater, die hier bei ihrem zweiten Besuch Heimvorteil hatten.
6. TAKROUNA
In einem Ausläufer des Atlasgebirges liegt, etwa in der Mitte zwischen Sousse und Tunis, das Berberdorf TAKROUNA. Der alte Teil des Ortes befindet sich auf einer steilen Berganhöhe, die man nur zu Fuß erreichen kann. Hier leben lediglich noch sechs Familien. Vor Ort lernen wir eine Studentin kennen, die an der Hochschule in Sousse das Diplom in Informatik anstrebt. In einem der sechs bewohnten Häuser aus Lehm und Reisig lebt sie nach dem Unfalltod des Vaters allein mit ihrer Mutter. Wir werden mit selbstgebackenen Fladen - der Steinofen steht betriebsbereit im „Atrium“ - und rotem Tee verwöhnt und erfahren viel über die Nöte und Sorgen der armen Bevölkerung in Tunesien. Ganz nachdenklich verlassen wir nach zwei Stunden diesen abgelegenen, friedlichen Ort und kehren zurück in die Ebene mit Olivenbäumen und Ziegenherden.
Weitere Informationen:
http://www.tunesieninformationen.de/uebersicht/zaghouan/zaghouan.htm
7. Markt in SOUSSE
Der Markt und die Markthallen in Sousse (und auch in Monastir) tragen die bekannten Kennzeichen: Geschäftigkeit, Hektik, Lärm und Gestank. Wer einmal eine der besten Beschreibungen solcher „Handelszentren“ lesen will, dem empfehle ich die 1985 erschienene Erzählung von Patrick Süskind: Das Parfum.
Nicolas macht hier Bekanntschaft mit einem zahmen Wanderfalken: zuerst vorsichtig und zurückhaltend, dann darf der Falke auf Nicolas Kopf sitzen - ein wunderbares Bild.
Martina hält Ausschau nach einer Armbanduhr mit Metallband. Bei einem freundlichen Straßenhändler werden wir fündig: Endpreis 7 Dinar (3,50 €). Der Händler kürzt das Band (zweimal), bis es genau in der richtigen Länge ist. Dann ersetzt er die herausgefallene Krone, indem er eine passende aus einer anderen Uhr ausbaut … Und ich gebe ihm für seine Arbeit das Dreifache des ausgehandelten Preises, der Segen Allahs ruht seitdem auf meinen Schultern.
8.Der RIBAT MONASTIR und das MAUSOLEUM von HABIB BOURGUIBA
Der RIBAT MONASTIR ist ein Wehr-Kloster aus dem 8. Jh. n. Chr., liegt direkt an der Küste und gehört neben dem Wehr-Kloster von Sousse zu den ältesten Festungsanlagen des afrikanischen Nordens. Er ist so grandios gestaltet und verschachtelt angelegt, dass es heute oft als Monasterium-Filmkulisse genutzt wird.
Wenn man sich hier zum ersten Mal bewegt, kann man sich leicht verlaufen: für die Jungs, die in diesem Ribat schon oft waren, eine willkommende Gelegenheit, dem „grand-père“ den kürzesten Weg von Nord-Ost nach Süd-West zu zeigen, bewundernswert.
Am Abend kann man hier viele junge Menschen beobachten, die auf den imposanten Wehrmauern sitzen und den wunderbaren Blick auf das Meer und die Hafenanlage genießen.
Der Vorgänger des am 14. Jan. 2011 gestürzten Präsidenten BEN ALI - dessen Statuen im ganzen Land von der aufgebrachten Volksmenge auch „vom Sockel geholt“ wurden - war bis 1987 Habib BOURGUIBA, der heute wieder in Tunesien sehr verehrt wird. BOURGUIBA hat noch zu Lebzeiten in der Nähe des Ribat für sich und für seine Familienmitglieder ein Mausoleum als Grabmoschee errichten lassen, das beeindruckend, nein unglaublich reich ausgestattet ist: neben Gold und italienischem Marmor wurden nur edelste Materialien verwendet. Eine solche Verschwendung in einem so armen Land für einen „Diktator“…
Weitere Informationen gibt es hier:
http://www.tunesieninformationen.de/uebersicht/monastir/monastir.htm
9. FAZIT
… durch die Nähe zu meinen „welterfahrenen“ Franzosenkindern und das „Erleben“ ihrer philanthropischen Haltung war es einer meiner schönsten Urlaube und ich fühlte mich vom ersten Tag an wie Gott in Frankreich …
Danke, liebe Franzosenkinder.
P. Helmut